Sepsis

Sepsis - So war es bei mir! Krankenhaustagebuch

30.5.24


Ãœber was alles spricht man nicht? Geld? Religion? Krankheiten? 
Ich finde, über Krankheiten sollte man allerdings doch sprechen! Vor allem wenn Wissen Leben retten oder wenigstens Folgeschäden minimieren kann.

Warum ich darauf komme? Na ja, ich lag knapp 2 Wochen im Krankenhaus wegen Bauchschmerzen...  Lächerlich, was soll denn das?
Tja nun, dachte ich auch, wegen Bauchweh ruft man doch keinen Krankenwagen, das wird schon weggehen, bisschen Tee und ins Bett legen und ne Tablette gegen Schmerzen nehmen! Waren allerdings nicht einfach nur Bauchschmerzen und auch nicht die klassische Blinddarmentzündung. 
Ich hatte eine Sepsis und dies ist mein Erfahrungsbericht oder auch Tagebuch.

Aber von vorne, wie ging's los? 

Es ist Samstag, ich muss arbeiten, sitze entspannt mit meinen beiden Kollegen im Büro und wir arbeiten so vor uns hin. Weil ich morgens noch keinen Hunger hatte und danach zu faul war, um zum Bäcker zu laufen, futtere ich einen Schokoriegel aus dem Automaten. Mein Frühstück also. 

Gegen 11 bekomme ich Bauchschmerzen. Ziemlich schnell ziemlich stark. Unterbauch, vielleicht also so Mädchenzeugs? Warten wir mal ab... Nach einer halben Stunde nehme ich mal eine Tablette, bringt aber irgendwie nichts. Die Kollegen wollen mich mehrmals nach Hause schicken, weil ich sichtlich Schmerzen habe und kaum noch was sage. Ach nein nein, alles gut, ist ja eh gleich Feierabend. Um 1 schleiche ich zum Parkplatz (kann nicht gerade gehen), gebe dem Mann per Handy Instruktionen, damit ich mich zu Hause sofort hinlegen kann und fahre los. Angekommen geht es direkt ins Bett und da sollte ich dann auch erstmal für die nächsten Stunden bleiben.

Abends immer noch Bauchweh, 39° Fieber, kein Hunger, nur Durst. Wieder ins Bett. 
Sonntag breiten sich die Schmerzen Richtung Oberbauch aus, ich bin aber immer noch der Meinung, dass Fiebersenker und Schmerzmittel das schon hinbekommen werden. Der Mann fragt mehrmals nach, ob ich nicht vielleicht doch in die Notaufnahme fahren/einen Krankenwagen haben möchte, was ich verneine. Pffff, wegen Bauchweh, als ob! Lebensmittelvergiftung kann es ja nicht sein nach abgepackter Schokolade, also sicher nur irgendein Infekt.

In der Nacht auf Montag beschließe ich endlich mal, dass der Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus nicht die schlechteste Idee wäre. Schmerzmittel helfen nicht, Fieber geht nicht runter, laut meiner Uhr habe ich einen Ruhepuls von über 115.
Nachdem alle Kinder aus dem Haus sind und ich notdürftig Zahnbürste und frische Socken in eine Tasche geworfen habe, kommt der RTW. In die Notaufnahme und dann vielleicht noch stundenlang rumsitzen, schaffe ich nicht mehr. Es wird auf meinem Bauch rum gedrückt, woraufhin ich dem netten Feuerwehrmenschen am liebsten das Nasenbein gebrochen hätte. Sein erster Verdacht: Blinddarmentzündung. 
Mit Tatütata gehts ins erste Krankenhaus und bei jeder Bodenwelle möchte ich jemanden schlagen. Ich beschwere mich, dass das weniger Spaß macht, als ich gedacht hätte, so mit Sirene und 70 durch die 30-Zone. Nee, das war nix.

Im Krankenhaus wird wieder in meinen Bauch gepiekst, ich bekomme einen Zugang, aber laut meiner nebeligen Erinnerung ansonsten nix. Also keine Flüssigkeit oder Schmerzmittel, aber das müsste ich nachlesen, wie das genau war. Auf jeden Fall darf ich nix trinken, könnte ja sein, dass ich operiert werden muss. Toll..... Blut wird allerdings abgenommen, muss man ja mal angucken wegen der Entzündungswerte etc. 
Warten, wegdösen, warten, in den Bauch pieksen, CT machen, auf Auswertung warten, unklares Ergebnis, könnte Frauenzeugs sein, also bitte 1x ins nächste Krankenhaus mit Gynäkologie. 

Dort angekommen wird weiter untersucht, gepiekst, auf den Stuhl gekrabbelt und man kommt zu dem Schluss, dass eine Bauchspiegelung eine prima Idee sei. Schmuck ab, Piercing weg, schickes Kleid an und Häubchen auf. Dann gehts fix, ich unterschreibe Sachen während mir jemand was über Narkose erzählt. Wahrscheinlich habe ich jetzt auch ein Zeitungs-Abo und eine Patenschaft für guatemalische Zwergschafe, aber macht ja nix, die sind sicher niedlich. Und dann bin ich erstmal weg. Es ist Montag, irgendwas gegen 13:00.


Tag 1 im Krankenhaus

Noch intubiert wache ich auf, bekomme aber recht fix alles weggenommen, was da nicht hingehört und kann wieder atmen. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin und was ich da mache. Also irgendwie schon, aber die Sonne scheint und im OP gabs keine Fenster, das verwirrt mich. Außerdem hab ich ja keine Brille auf und mit -9 Dioptrien ist das richtig übel. Ich erkenne ja nichtmal Personen und ob jemand grad zu mir guckt oder woanders hin. Ich verlange also nach meiner Brille. Scheinbar war ich dabei unfreundlich oder ähm... keine Ahnung, ich bekomme auf jeden Fall so halb mit, dass jemand losrennt um mein Zeug zu holen. Dann kann ich endlich wieder sehen. 
Ich liege auf der Intensivstation und ein kurzer Blick unter die Bettdecke verrät mir, dass es nicht bei der Bauchspiegelung geblieben ist, denn da ist ein größerer Verband aufgebappt. Es ist inzwischen Dienstag

Drainagen und Katheter liegen im Bauch und an meinem Hals ist ein hübscher Zugang (Zentrales Venenkatheter) angetüddelt, meine Nase wird fröhlich mit Sauerstoff eingepustet. Und ich check gar nix. Es ist so ein Starren und Wegdriften, Wand angucken, Augen schließen, Anfangen zu Träumen. Augen öffnen, dabei weiter Träumen, Sachen sehen, die gar nicht da sind... Ziemlich schräg alles! Ich habe richtig ordentliche Halus und weiß nicht so genau, ob das jetzt von der Sepsis, der Narkose oder irgendwelchen Medis kommt. Dass ich eine Sepsis hatte, wurde mir kurz vom Arzt mitgeteilt, der irgendwann mit anderen Ärzten ans Fußende meines Bettes gezaubert wurde. Blinddarm sei jetzt auch weg, Eileiter auch. Und alles schön aufgeräumt und sauber gemacht! Gute Besserung!

Mein Mann ruft an, ich check nicht, wie das geht, dass jemand auf der Intensivstation anrufen kann. Da liegen doch so die Halbtoten und frisch operierten denkt mein Gehirn, da kann man nicht telefonieren! Aber geht doch! Und sogar Besuch darf man da haben. Ich wirke wohl sogar halbwegs normal auf alle, aber mein Kopf denkt sich weiter lustige Geschichten aus. Laut meinem Kopf läuft irgendwo auf der Station Techno und sehr viele sprechen hier Französisch! Stimmt natürlich nicht. 
Sobald ich die Augen schließe, fühlt es sich an, als würde jemand das Bett bewegen und durchs Krankenhaus schieben. Zum Glück in angemessenem Tempo, nicht, dass mir noch schlecht wird.

Schmerzen hab ich fast gar nicht, eher so ein aufgepustetes Gefühl (was ja auch stimmt, der Bauch wird ja "aufgepustet", damit man überall gut dran kommt) und absolut keine Kraft. Bauch anspannen um die Position zu ändern? Auf gar keinen Fall!

Endlich darf ich dann aber auch mal etwas trinken! Bzw. an einem Schwamm lutschen. Lecker... aber in dem Moment eigentlich wirklich das Leckerste, was ich je hatte! Ich bekomme dann sogar etwas Wasser in ein Glas und darf den Schwamm selbst eintunken und aussaugen. Das tut so gut! Nach einer Weile heißt es, ich dürfe alleine trinken... Gesagt getan, 2 Flaschen Wasser sind bis zur Nachtschicht weg. Als ich nachts aufwache und meine Flasche suche, muss mir die Schwester dann mal erklären, dass das nicht meine beste Idee war, ich dürfe jetzt erstmal nix trinken... hach ja, ein Blick aufs Handgelenk offenbart verschwundene Gelenke und Wurstfinger. 
Habe immer noch Durst und darf wenigstens wieder meinen Schwamm haben. 

Tag 2

Am nächsten Morgen ist mein Kopf ein klitzekleines bisschen sortierter. Ich weiß, wo ich bin und was passiert ist, höre ab und zu aber immer noch Musik und andere Sprachen. Eine Schwester hilft mir, mich mal auf die Bettkante zu befördern und die Zähne zu putzen. Es ist wohlgemerkt inzwischen Mittwoch und ich fühle mich ein kleines bisschen ekelig. Ich muss mich sogar mal kurz auf meine eigenen zwei Füße stellen, aufregend und mega anstrengend! Wundert mich, denn ich hatte ja nix an den Beinen. Dann bekomme ich noch ein hübsches neues Krankenhauskleidchen und darf erstmal wieder ausruhen. Augen zu und ich sehe lustige Formen und werde wieder durchs Krankenhaus gerollt. 

Irgendwann im Laufe des Vormittages werde ich auf die normale Station verlegt. Alle winken lieb und wünschen alles Gute und ich entschuldige mich andauernd, weil ich kurz nach dem Aufwachen sehr sehr SEHR unfreundlich gewesen sein muss. Scheinen die aber zu kennen und sagen, dass alles gut sei. 

Liegend Fahrstuhl fahren mit frischer Bauchnaht kann ich übrigens nicht empfehlen. Das fühlt sich ganz schön komisch an... sowas zwischen Achterbahn und aua!

Ich döse also hier so im Zimmer rum und bekomme am Rande mit, wie die Zimmernachbarin Essen bekommt (ich nicht) und der Tag verstreicht. Ich bekomme auch Besuch vom Mann und bin jetzt auch nicht mehr ganz so verwirrt darüber. Auf der Tapete und meiner Bettdecke ist allerdings immer noch ein gelbes Linienmuster, das da in Wirklichkeit gar nicht ist. 

Die Nacht wird furchtbar, weil ich seit Montag wohl inzwischen so viel geschlafen habe, dass mein Körper da keine Lust mehr drauf hat. Wegen leerem Uhrenakku weiß ich die genauen Zeiten nicht, mein Handy behauptet ich hätte so 4 Stunden Schlaf bekommen. Zwischendurch hieve ich mich auf die Bettkante hoch und gucke aus dem Fenster. Bisschen die Beine baumeln lassen ist ja auch gut für den Kreislauf und so. Glaube ich... Auf jeden Fall tun mir am nächsten Tag die Arme und die Haut an den Ellenbogen ziemlich weh, weil ich mich so oft hoch gedrückt und wieder habe aufs Bett rutschen lassen. 

Tag 3


Ich darf etwas essen!
Natürlich kein Brötchen oder so, nein, ich darf wählen zwischen Brühe, Milch- und Cremesuppe. Ich nehme die Cremesuppe und bekomme Champignon. Lecker! Und auf wundersame Weise bin ich sogar nach der einen Tasse satt. Es ist Donnerstag, die letzte Mahlzeit war der Schokoriegel am Samstag! 

Krankenhausessen, Tee und Suppe
Tee und Süppchen



Der Tag ist immer noch sehr dösig. Ich liege so rum und vom Liegen tut mir alles weh. Zwischendurch unterhalte ich mich mit meiner Nachbarin, dann glotze ich dumm ins Handy und döse wieder ein. 

Irgendwann ist Visite und der Chef ist mit dabei. Er freut sich, dass ich scheinbar schon wieder etwas besser gelaunt sei, als beim letzten Mal... Wäre echt mal interessant zu wissen, was ich so alles gemacht habe in meiner Vernebelung! Scheinbar war ich wirklich nicht nett...

Er sagt mir auch zum ersten Mal, wie knapp die ganze Kiste war. Dass ich gerade so um spaßige Dinge drumherum gekommen bin, auch darum, nie wieder spaßige Dinge machen zu können. Alle 4 Quadranten im Bauch waren betroffen und mussten erstmal wieder hübsch gemacht werden. Blinddarm angegriffen, Eileiter auch. Sonst nix zum Glück. Hätte ich noch länger gewartet, wäre das nicht mehr so schön ausgegangen (Und wäre ich direkt Samstag in die Notaufnahme gefahren, wäre es vielleicht gar nicht erst so schlimm geworden... denke ich zumindest, aber ändern kann ich es jetzt sowieso nicht mehr.)

Tag 4-13


Nach und nach werde ich entkabelt. 
Zuerst Katheter weg, damit ich rumlaufen kann. Als dann nach ca 10 Tagen die Entzündungswerte runter sind und ich auch kein Antibiotikum intravenös mehr nehmen muss, kommt auch das ZVK weg. Endlich muss ich nicht mehr den Infusionsständer durch die Gegend schieben. Wobei schieben teilweise nicht mal ging, denn die Plastikrollen blockieren alle 50cm... 
Drainage am Bauch kommt weg und außer sexy Kompressionsstrümpfen und einem Bauchgurt sehe ich wieder halbwegs normal aus. 

Die Nächte sind furchtbar! Schmerzen und nicht schlafen können nerven! Andauernd geweckt zu werden, wenn man dann doch endlich mal weggedöst ist, auch. Um 4 Uhr kommt das erste Mal jemand ins Zimmer, um Medikamente zu verteilen. Ich will nacH Hause, in meinem Bett schlafen und einfach dann ins Bett gehen, wenn ich müde werde!

Ãœberall im Körper steckt diese komische Luft fest, mit der der Bauch aufgepustet wurde, sogar in den Armen. Tut ganz schön weh und nervt auch. Um die Luft loszuwerden, gibt es einen äußerst ekelhaften Saft, njam... 

Laufen ist am Anfang sehr schwierig, alleine das Aufstehen ist schon anstrengend. Sobald ich stehe geht's dann sogar, aber der Weg da hin ist hart! Laut Physiotherapeutin soll es jedes Mal besser werden, wird es aber nicht. Eher jeden Tag und eher nur so ein minikleines bisschen. Ich schlurfe nach ein paar Tagen ein bisschen über den Flur und hole mir einen Tee, danach muss ich mich ausruhen, als wäre ich ne Stunde joggen gewesen (haha, selbst vor der OP war ich noch nie ne Stunde joggen ;) )
Aber es wird. Sehr langsam. Kleine Schritte. Und an Tag 13 darf ich dann gehen! 

Sexy Kompressionsstrümpfe mit Weihnachtsmannsocken



Nach der Sepsis 


Ich bin immer noch sehr schnell schlapp, schlafe schlecht, habe ansonsten aber kaum Probleme! Auf meinem Bauch ist eine ca. 20cm lange Narbe, die jetzt, 5 Wochen nach der OP, fast komplett zu ist. Ganz oben und ganz unten gibt es noch ein klitzekleines Stück, das noch nicht komplett verheilt ist.

Von der Bauchspiegelung sind noch 2 "Löcher" zu sehen, ebenso von den beiden Drainagen. 
Ich muss nicht mehr heulen, wenn ich Berichte über andere Sepsispatienten lese oder Berichte darüber, wie schlimm der Verlauf hätte sein können, wieviel Glück ich also hatte!!! 

Ein bisschen Schiss habe ich allerdings noch vor der Zukunft. Kommt da noch was nach? Irgendwelche Folgeschäden? Fest steht, dass da noch OPs an der Gebärmutter folgen werden... Ohne Eileiter kann es da wohl zu Verwachsungen kommen, die dann auch noch operiert werden müssen etc. Aber da weiß ich noch nichts genaues. Lust hab ich darauf sehr wenig, aber muss wohl...

Meine komplette Patientenakte habe ich auf CD bekommen und mich dann erstmal durch über 200 Seiten gelesen. So ganz klar war mir das alles nämlich noch nicht und mir fehlten auch Erinnerungen an die Zeit auf der Intensivstation. Dass ich nicht nur eine Sepsis, sonder schon einen septischen Schock hatte, weiß ich also erst seit ein paar Tagen. Noch mehr "Glück gehabt!" was mich freut, aber noch nicht ganz in meinem Gehirn angekommen ist. 

Ich hätte sterben können. 
Ich hätte (auch jetzt schon) krasse Folgeschäden haben können. 
Es hätte zu Amputationen kommen können. 
Ich hatte einfach riesiges Glück, obwohl ich so lange gewartet habe und auch die Menschen im Krankenhaus mich nur als "blau" eingestuft hatten, also die niedrigste Stufe in der Notaufnahme. 
Ab sofort kann ich dann also 2x im Jahr Geburtstag feiern!! 




Zuletzt aktualisiert am 30.05.2024

Garten

Gärtnern mit abgelaufenem oder altem Saatgut: die Keimbeutelmethode

27.3.24

Das Gartenjahr ist schon 3 Monate alt und auf meiner Fensterbank stehen nach den ersten Chilis und Paprikas schon kleine Tomatenpflänzchen und warten darauf, pikiert zu werden. 
Letztes Jahr hatte ich ein paar echt Schnäppchen gemacht und bei einem Lagerverkauf Saatgut gekauft. Abgelaufen stand zwar bei manchen Sorten dabei, aber "Passt schon!" dachte ich mir. Die Bestellung kam an und dann las ich "2019" auf einigen Tütchen. Joa... das ist 5 Jahre her, die Wahrscheinlichkeit, dass ich eine geringe Keimrate haben würde, war also gegeben. 
Außerdem fand ich in einer Schublade noch vergessene Tütchen mit Blumen- und Gemüsesamen, natürlich auch schon ewig "abgelaufen"... Abgelaufen heisst in dem Fall natürlich nicht, dass sie jetzt schlecht oder schimmelig wären, das Ablaufdatum gibt lediglich an, bis wann eine hohe Keimrate garantiert wird. Auch mit altem Saatgut lässt sich gärtnern, es kann dann eben nur sein, dass von 10 Samen nur 4 aufgehen.
Es musste also eine Keimprobe her!

"Aussaat" im Keimbeutel

Nachdem es Anfang Februar mit einer Tüte abgelaufener Chili-Samen ganz wunderbar geklappt hat, habe ich das Ganze jetzt im März nochmal mit Cocktailtomatensamen gemacht und für den Blog dokumentiert. Da Chilis eine lange Keimdauer von mindestens 10 Tagen haben und ich auch beim Keimbeutel ewig auf sichtbare Fortschritte warten musste, war ich dieses Mal echt freudig überrascht, dass ich die ersten Keime an den Tomaten schon nach wenigen Tagen (3!!) entdecken konnte. 

Man braucht: 
  • eine Tüte (Gefrierbeutel z.B.)
  • Küchenrolle, Taschentuch oder Klopapier
  • Sprühflsche
  • Klammer oder Gummiband zum Verschließen
Das Papier auslegen und ordentlich mit Wasser besprühen. Nicht durchweichen, aber es muss sich schon feucht anfühlen. Samen drauf und von oben auch nochmal mit feuchtem Papier zudecken. Alles in den Beutel schieben, mit einer Klammer oder einem Gummiband verschließen und an einen warmen Ort damit. Bei Dunkelkeimern könnte man noch ein Handtuch drüber decken, Lichtkeimer bleiben unter einer Lage Küchenpapier, das passt soweit.

Keimbeutel
Fertig verpackt und gut angefeuchtet liegen die Samen im verschlossenen Keimbeutel


Der Beutel muss zwischendurch immer mal gelüftet werden, damit sich kein Schimmel bildet. Wenn das Papier trocken wird, nochmal nachsprühen und alles gut feucht halten. Ab und an gegens Licht halten oder unter das Tuch gucken, um zu sehen, ob schon die ersten Keime aus den Körnern schauen. Das war bei mir nach 3 Tagen der Fall und so durften die Tomatenbabys am vierten Tag in die Erde wandern. Gut anfeuchten und jetzt hieß es wieder warten.


Fast alle gekeimt! Die kleinen Würstchen werden die Wurzeln

Schon 2 Tage später guckten dann die ersten grünen Spitzen aus der Erde und nochmal eine Woche später, hatte ich dann kleine Pflänzchen, an denen sich schon das erste richtige Blattpaar bildet! 

Jetzt stehen sie unter einer Pflanzenlampe, weil es draußen leider ziemlich grau aussieht und die Menge an Tageslicht noch nicht ausreicht. Vergeilen ist bei Tomätchen allerdings halb so wild, man kann sie beim Pikieren sehr gut tiefer setzen und zu lange Stiele werden bewurzelt und geben guten Halt. 

Nach den Eisheiligen geht es dann ins Beet und ich freue mich jetzt schon auf die Ernte! Habt ihr schonmal die Keimbeutelmethode ausprobiert und wie waren eure Ergebnisse?

Tomatenpflanze, erstes Blattpaar
Das erste Blattpaar nach den Keimblättern 




Zuletzt aktualisiert am 27.03.2024.

Schule

Welche weiterführende Schule für mein Kind?

12.3.24

Kind vor einem Wegweiser
Die Qual der Wahl


Noch bevor ich überhaupt Kinder hatte, war für mich eine Sache klar: wenn ich mal welche bekommen sollte, dann machen die Abi. 
Dann bekam ich Kinder und spätestens zur Einschulung wurde mir dann bewusst, dass das überhaupt gar nicht so glasklar ist, wie ich mir das gedacht hatte! Ich hab Abi, studiert, nen Mann mit IQ über Zimmertemperatur... läuft! Dass Kinder aber weder aus Knete noch irgendwie Abbilder von einem selbst sind, wird einem ja erstmal richtig klar, wenn man auch welche hat! Die besten Tipps zur Kindererziehung haben ja auch immer Kinderlose, wer kennt's nicht ;-) 

Auf jeden Fall besuchten die Kugelfischkinder dann irgenwann die hiesige Grundschule und es zeigten sich so einige Punkte, die ausbaufähig wären. Deutsch zum Beispiel... Oder auch Selbstmotivation und Organisation der Hausaufgaben. An sich können wir uns sehr bei Corona und dem daraus resultierenden Homeschooling bedanken, denn so konnten wir das Ganze quasi aus erster Hand, live und in Farbe miterleben und nicht nur auf dem Elternsprechtag gesagt bekommen, dass die Kinder ein bisschen mehr Gas geben könnten. 

Diese ganze "Meine Kinder machen alle Abi, klaro!"-Geschichte kam also ein bisschen ins Wanken und statt sich nur Gymnasien anzuschauen, standen auf einmal auch Gesamtschulen auf dem Plan bei der Wahl der weiterführenden Schule. Im Winter 2022 zogen nun also der Zwuggel und ich los und besichtigten Schule um Schule, mampften die bereitgestellten Muffins und Waffeln und sahen uns Gebäude, Busverbindung und Probeunterricht an. Ich saß abends auf Infoveranstaltungen und ein Tag der offenen Tür wurde zum halben Familienausflug, denn der Wutz wollte auch mal mitkommen. 

Sowohl der Zwuggel, als auch jetzt der Wutz, bekamen dann eine Gymnasialempfehlung und jetzt hieß es also "Was machen wir?". Zur Wahl standen Gymnasien und Gesamtschulen. Beide haben Vor- sowie Nachteile und als Zugezogener kennt man leider keine einzige Schule aus eigener Erfahrung. Blöd sowas! 
Man muss also den Berichten von Freunden, Kollegen und eben anderen Eltern glauben, wenn die Schule a loben und Schule b runter machen. Für Bjarne standen ziemlich fix 2 Favoriten fest, eine Gesamtschule und ein Gymnasium. Die Schule, die ich gut fand (die haben ne Voltigier-AG <3 ) war nicht dabei, aber ICH muss da ja auch nicht hingehen. Und so wurde es des Zwuggels erste Wahl: eine Gesamtschule.

Warum also Gesamtschule?

Für das Kind war hier eigentlich nur ausschlaggebend, dass ihm dort alles gefällt... Gebäude, Räume, Lage und so weiter. Beim Tag der offenen Tür hat er sich alles genau angesehen und war schon sehr begeistert.

Für den Mann und mich war wichtig, dass er dort eben alle Möglichkeiten hat. Realschulabschluss, Abi... genaue Vorstellungen der späteren Berufswahl hat bisher noch keines unserer Kinder, bzw. eher Dinge wie Youtuber oder sowas. Von daher kann ich auch nicht sagen, welcher Abschluss benötigt wird, weil eben weder Gefäßchirurg noch Kfz-Mechatroniker als Jobwunsch geäußert wurden. 

Die Kinder haben JETZT eine Gymnasialempfehlung, aber da kommt dann ja noch dieses Dings, Pubertät. Weiß ich denn, wie sich das auf die Jungs auswirken wird? Werden sie dann vorübergehend unzurechnungsfähig, kein Bock auf gar nichts mehr, Schule braucht eh keiner? Keine Ahnung, ich denke eigentlich eher nicht, aber wissen werden wir es erst, wenn es soweit ist. 

Reines Gymnasium und dann vielleicht doch schlechte Noten? Die Nachmittage mit lernen und Nachhilfe verbringen? Also alle Nachmittage und nicht nur akut vor einem Test? Dann vielleicht doch die Schule wechseln müssen und im schlimmsten Fall mitten im Schuljahr? In eine bestehende Klassengemeinschaft und dann eine Schulform niedriger so mit dem Gefühl "Ich hab verkackt!"... nein Danke!

Klar, auf dem Gymnasium sind nur Kinder mit Gymnasialempfehlung (sollte zumindest so sein...) und es ist auch für Lehrer einfacher, den Unterricht homogen zu gestalten. Kein Warten auf Kinder, die die binomischen Formeln erst beim fünften Anlauf verstehen oder ähnliches. Aber in der Grundschule hat es ja auch geklappt, Kinder mit unterschiedlichem Stand und Lerntempo abzuholen. Es gab Förderunterricht oder Zusatzaufgaben etc. Da juckts auch niemanden hab ich so das Gefühl. Und später werden die Kinder ja auch an der Gesamtschule aufgeteilt und haben Kurse mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, also wieder getrennt nach Leistung, wie eben an reinen Gymnasien oder Realschulen. 

Und, wie läuft's?

Super! Der Zwuggel geht jetzt seit August auf seine neue Schule und ist sehr zufrieden. Klar, es gibt auch hier mal doofe Lehrer, Unterrichtsausfall und schlabberige Tortellini in der Mensa, aber alles in allem läuft es prima!

Hausaufgaben gibt's nicht, bzw. nicht in der klassischen Form. Es gibt Wochenpläne und diese werden normalerweise im Unterricht abgearbeitet. Schafft man etwas nicht, muss zu Hause nachgearbeitet werden und Vokabeln werden auch nochmal geübt. 

Er ist sehr selbständig geworden, düst alleine oder mit Freunden mit dem Bus durch die Stadt, seit er sein Ticket hat, erledigt seinen Schulkram selbständig und schreibt gute Noten. 

Ich würde mal sagen: alles richtig gemacht soweit! Und im August folgt dann der Wutz, er wurde nämlich auch angenommen :) 



Zuletzt aktualisiert am 12.03.2024

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