Hach, Weihnachten! Draußen rieselt leise der Schnee vom Himmel, drinnen sitzen alle vorm Kamin mit dampfendem Kakao in der Hand und grinsen sich glückselig zu, wickeln Geschenke aus und freuen sich wie doof über karierte Puschen und neue Topflappen! Die Weihnachtsgans sieht nicht nur köstlich aus, sie schmeckt auch so! Der Baum sieht toll aus und die gesamte Deko löst Oooohs und Aaaaahs aus... Es könnte so schön sein!
Aber es fängt doch eigentlich schon viel früher im Jahr an, mit der Zerstörung der Weihnachtlichkeit!
Adventskalender
Als gute Eltern bastelt man das Ding selbstverständlich selber! Faltet 24 (bitte mit der Anzahl der Kinder multiplizieren) Schächtelchen und füllt diese mit 24 Geschenkchen und Schokolädchen. In der Erwartung freut sich die Brut jeden Tag nen Keks über Schokobons, Plastiktiere und Pixi-Bücher.
In der Realität kommt auf die Nachfrage, was denn heute drin gewesen wäre, ein gelangweiltes "Nur was Süßes!". Undankbares Pack, Verwöhnte kleine... Ach, sie sind ja noch so klein! Nächstes Jahr wissen sie es dann wohl ein bisschen mehr zu schätzen. Bestimmt!
Nikolaus
Die Schuhe werden geputzt bis sie blitzen und blinken, um dann erwartungsvoll vor die Tür gestellt zu werden. Am Morgen laufen die Kinder freudestrahlend durch die Wohnung und unter viel "Ooooooh!" und "Aaaaah" werden Mandarinen, Schokoweihnachtsmänner und Nüsse begutachtet.
Eventuell wird aber auch der Inhalt auf den Boden geschüttet, kurz angeguckt und mit einem "Der Luka hat letztes Jahr einen Gameboy vom Nikolaus bekommen und die Greta ein Fahrrad, das ist unfair! Und überhaupt, so wenig Schokolade...!" (Jaha, dafür habt ihr auch beide ein neues Auto und einen Schlafanzug bekommen! Der Nikolaus kann halt nicht so viel tragen auf einmal, es ist halt nur der NIKOLAUS und nicht der menschgewordene myToys-Prospekt, der hier einmal sein ganzes Sortiment vor die Tür wirft. Oh, ich schweife ab...!)
Weihnachtsmarkt
Da muss man selbstverständlich hin mit Allemann! Etwas essen, einen Eierpunsch trinken, Karussell fahren oder eine Runde auf der Eisbahn drehen, von Stand zu Stand bummeln und sich noch ein paar handgedrechselte Kerzen kaufen oder einen neuen Josef für die Krippe, weil den alten der Hund... Na ja.
In der Realität wird auch Karussell gefahren, aber "Nochmal, nochmal und nochmal!" Während die Eltern vorm Kinderkarussel festfrieren, sind die ersten 10 Euro auch schon weg. "Ich will das da! Ih nee, mag ich doch nicht, kannst Du haben... jetzt ne Bratwurst! Aua heiß, lieber Pommes. Ich will Arm. Ich kann nich mehr laufen. Mir is kalt, ich will nich zum Weihnachtsmann, der is gruselig, aber ich will Bonbons haben! Nur, wenn Du mitkommst! Können wir jetzt weiter? Mit wem unterhältst Du Dich da? Weiter? Jetzt? Nich stehen bleiben, langweilig! Gehen wir jetzt zu McDonald's? Warum niiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiich rabäääääääh!"
Huiiiiiii! -20° oder so |
Deko
Lichterketten, Kerzen, Krippe, Weihnachtabaum. Alles sieht weihnachtlich und einfach wunderschön aus. Die Kinder strahlen die Deko an und basteln weitere Anhänger mit viel Glitzer und Flitter.
Vielleicht landen die neuen Weihnachtskissen aber auch andauernd auf dem Fußboden oder im Baum beim Versuch, den Bruder damit abzuwerfen. Natürlich fallen dabei auch Kugeln runter und zerbrechen... Schokoladenkrümel werden dekorativ in die Polster gerieben und unter dem Sofa macht sich eine Armee aus Spielplatzsand mit Kekskrümeln dazu bereit, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Auf dem Weihnachtsteller liegen angebissene Printen, Doninosteine und Plätzchen, weil alles probiert werden muss, dann aber doch nicht schmeckt. Werbeprospekte diverser Spielzeugläden werden überall verteilt und besondere Herzenswünsche mit der Kinderschere ausgeschnitten. Schnipsel und Playmobilfahrzeugbildchen bleiben natürlich einfach so auf dem Tisch liegen und könnten irrtümlich für Konfetti gehalten werden.
Plätzchen backen
Mutti macht den Teig oder hilft den Kindern, die richtige Menge Mehl und Zucker und so weiter in die Schüssel zu schütten, knetet, rollt aus und legt dann die von den Kleinen ausgestochenen Plätzchen auf das Backblech. Im Hintergrund läuft Bing Crosby, Zimtgeruch verbreitet sich und alle sind höchst zufrieden mit den fertigen Plätzchen, die natürlich noch mit Schokolade und Streuseln verziert werden.
Oder aber, die Kinder fangen an, sich mit Mehl zu bewerfen und dem Nudelholz um den Tisch zu jagen, während die Mutter mit Teig im Haar und schwitzend, weil der Ofen jetzt schon seit 3 Stunden auf drölfhundert Grad läuft, versucht, den Teig auszurollen, ohne dass er dabei reisst. Kind 1 sticht einen Elch aus. Mitten im Teig. Kind 2 platziert einen Stern daneben. "Fertig" Rufen sie und rennen ins Wohnzimmer, Fernsehen...
Die zurückgebliebene (haha ^^) Mama backt alleine Blech um Blech, bis der ganze Teig aufgebraucht und ihr vom Zimt-Butter-Geruch schon ganz schlecht ist. Niemand außer ihr mag die fertigen Kekse, weswegen sie über die Feiertage 5kg zunimmt.
Geschenke
Sorgfältig hat man sich überlegt, welches Spielzeug den kleinen Engeln ganz viel Freude machen könnte, dazu vielleicht noch pädagogisch wertvoll und nachhaltig sein könnte, hat sich die Wunschzettel nochmal durchgelesen und die Wünsche zu Herzen genommen, alles schön verpackt und unter den Baum gelegt. Freudestrahlend hopsen die Kinderlein zum Baum, schauen ehrfürchtig auf Kerzen und Kugeln und öffnen dann ihre Päckchen. Den Rest des Tages spielen sie mit den neuen Sachen und sind rundum zufrieden.
Es könnte sich aber auch so zutragen: *fetzfetzfetz* "Oh toll, Playmo! Und Lego! Und ein Buch... das hab ich mir doch gar nicht gewünscht, das ist falsch! Klamotten? Uninteressant... Hm, war's das? Da stand doch noch mehr auf dem Wunschzettel? Wo ist das Pony? Und das Auto, mit dem man richtig fahren kann? Der Fernseher? Der Elektronenbeschleuniger? Das Eisbärbaby?? Boah...."
Festessen
Alle sitzen am festlich gedeckten Tisch, die Kerzen brennen, der Braten duftet, der Wein schmeckt wunderbar. Man hört Lachen, Besteckklimpern, viele "Mmmmmh"s und "Lecker!"s und "Verrätst Du mir das Rezept für die Sauce?" oder "Kann ich noch etwas vom Gemüse haben?". Das Dessert schmeckt köstlich und alle rollen danach zufrieden unter den Weihnachtsbaum oder machen einen Verdauungsspaziergang durch die verschneiten Straßen.
Es kann aber auch passieren, dass wenigstens ein Elternteil stundenlang in der Küche verbringt, irgendetwas brennt an, weswegen man noch schnell eine Tüte Tiefkühlerbsen warm machen muss, Kind 1 mag das "Lila Gemüse" nicht und Kind 2 "Das glitschige da!" (Klöße). Stattdessen hätten sie lieber einen Toast oder ein Milchbrötchen und was ist überhaupt das? Mascarponecreme an was? Karamellisierten Haselnusskrokantpfläumchen in äääh... wie wäre es mit einem Kinderriegel als Nachtisch? Und wann gibt's endlich die Geschenke?
Also bei uns, da geht das natürlich so zu, wie in der Wunschvorstellung! Ähnlichkeiten oder bereits Erlebtes finden sich hier nicht wieder... Ok, der Spruch mit "Nur Süßigkeiten", der kam von meinen... Und der Satz, dass der Nikolaus "Zu wenig Süßigkeiten!" gebracht hätte, auch. Ein Weihnachtskissen landete am Wochenende wirklich im Baum und der Weihnachtsmarktbesuch war ein wenig anstrengend. Aber ansonsten (!) waren sie bisher (!) mit ihren Geschenken immer zufrieden, haben Klöße und Pute gemampft und überhaupt. Schnee hatten wir allerdings noch nie an Weihnachten ;-) Und mal ehrlich, ein kleines bisschen Chaos und Genörgel gehört doch mit dazu, oder?!
Zuletzt aktualisiert am 14.12.2017